Anya Tsaruk
Konzept: Mother Land (2022)
Bis Anya Tsaruk fünf Jahre alt war, hat ihr ihre Mutter jeden Abend ukrainische Lieder vorgesungen. Am ersten Tag des großen russisch-ukrainischen Krieges sang die Mutter ihr ein Wiegenlied per Telefon vor und versuchte dabei, ihre Tränen zurückzuhalten. Anya verließ die Ukraine mit 17 Jahren und sah ihre Mutter seitdem nur noch selten.
Am 27. Februar floh ihre Mutter Svitlana mit einem Evakuierungszug vor dem Krieg zur Tochter nach Berlin. Der Krieg zwang sie, ihr eigenes Leben zurückzulassen und ein neues in einem fremden Land zu beginnen. Der Krieg brachte beide in einer kleinen Wohnung wieder zusammen, in der sie seit einigen Monaten leben. Die Erfahrung von unerträglichem Schmerz, Verlust, Hass und Angst, aber auch von Liebe, Stolz und Hoffnung brachte sie einander näher und führte zu persönlichen Veränderungen.
Diese Umstände forcierten den Übergang von der „Eltern-Kind“-Beziehung zu einer gleichberechtigen Beziehung. Das autobiografische Fotoprojekt „Mother Land“ ist ein ehrlicher Ausdruck dessen und eine Verurteilung der russischen Aggression und des Todes, des Leids und der Zerstörung, die es in die Ukraine brachten. Es spiegelt die Realität der kriegsbedingten Emigration an einem Beispiel wider und macht so auf Millionen von Leben aufmerksam, die durch imperialistische Ideen, Intoleranz und Machtgier Russlands zerstört wurden.
Werdegang
- Ukrainische Fotografin (Bachelor)
- lebt in Berlin
- Studium der Fotografie an der Neuen Schule für Fotografie in Berlin
Auszeichnungen
- 2022 Paris Photo: Finalist Carte Blanche Students