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Katerina Belkina

Konzept: Zweiraumwohnung

Eine Zweizimmerwohnung ist nicht nur die häufigste Form der Stadtbehausung, sondern stellt auch ein Koordinatensystem für den typischen Stadtbewohner dar. Mehr als die Hälfte meines Lebens verbrachte ich in Zweiraumwohnungen. Die Welt wird immer offener für Geschäfte, Kommunikation, Reisen und das Knüpfen von Kontakten. Und doch fühlt sich unser Leben immer abgeschiedener an. Unser Sein scheint auf die Größe einer kleinen Wohnung komprimiert zu werden. Das Bewegungsspektrum des Körpers beschränkt sich auf einen bis zwei Räume und auf den Weg dazwischen. Jeder Tag beginnt mit einer bestimmten ritualisierten Abfolge von Handlungen. Der Verstand löst globale Konflikte, beteiligt sich an Kriegen, durchlebt Wirtschaftskrisen. Er reist um die Welt und kommuniziert mit den anderen, unabhängig von räumlicher Distanz, während er Tonnen von Daten über völlig fremde Menschen und Orte verarbeitet. Wir beteiligen uns häufiger passiv am Leben in der Weltgemeinschaft als an unserem eigenen.
Unsere intellektuelle Anteilnahme kennt im Gegensatz zu uns keine geografischen Beschränkungen. Genau diese Dissonanz spaltet den Menschen immer deutlicher in zwei getrennte Dimensionen — in die des Geistes und die des Körpers.

Die fotografische Grundlage für jede einzelne Arbeit dieser Serie wurde in der einen oder anderen Ecke meiner Wohnung aufgenommen. Dort, wo ich den größten Teil meines Lebens verbringe. In der Videoarbeit kann der Betrachter wie durch das Fenster des gegenüberliegenden Hauses alle meine unscheinbaren Alltagsaktivitäten beobachten. Im Hintergrund sind der Trubel, die neuesten Nachrichten oder eine kurze Meditationsspur zu hören!

Als Astronaut auf einem Raumschiff wache ich auf und mache mich an meine tägliche Routine: Ich arbeite, erledige meine Aufgaben, kümmere mich um meine Familie und begebe mich dann auf meinen Weltraumspaziergang in den Orbit. Im weltweiten Netz verbinde ich mich mit dem Rest der Welt und entspanne, während ich Informationen aufnehme, das Leben der anderen beobachte und über ernsthafte soziale Probleme nachdenke. Es ist so trivial und gleichzeitig so einprägsam. Vor dreißig Jahren war die Welt noch ein völlig anderer Ort. Еs war für mich ein kritischer Moment.