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Uli Kaufmann

Konzept

"Nachdem ich die dicke Dunstwolke im Eingangsbereich durchbrochen und mich bis zu Claudia an die Theke vorgearbeitet hatte, ist es geschafft – ich halte eine Biertulpe in der Hand und es offenbart sich mir eine Ansammlung wilder Charaktere mit, wie ich im Laufe der Zeit miterleben werde, teils spektakulären und mitreißenden Lebensgeschichten. Eckkneipe in Berlin eben. Aber das Marianneneck ist anders. Die Menschen sind anders. Es ist intensiver und persönlicher.
Hier hatte ich Stück für Stück die Chance, zu verstehen wie viel mehr eine Kneipe dieser Art sein kann und vielleicht für manche sogar sein muss. Sie schließt eine Lücke, die das Leben, ungeachtet der Gründe, hinterlassen kann. Hier gibt man Acht auf einander, auf alles, auch auf die Dinge die außerhalb dieser klassischen Einrichtung zwischen Spitzengardinen und Spielautomaten stattfinden. “Hast du heut schon was gegessen Günther?” scheppert es unüberhörbar von der Theke rüber.
Ich stehe innerlich sofort stramm. Claudias Stimme hat diesen Unterton mütterlicher Strenge, den es wohl auch braucht, um als Dirigent in diesem verrückten Orchester akzeptiert zu werden.
Günther hat natürlich nix gegessen, hat er nie um diese Tageszeit. Claudia beginnt, Nudeln zu kochen und bittet, alle sich doch endlich auf die Spanferkel-Liste für das gemeinsame Weihnachtsessen einzutragen. Ich trinke mein Bier aus und verabschiede mich bis Sonntag. Zum BINGO. 17 Uhr geht es los, wie immer. Das Marianneneck ist Familie, Freundeskreis, Heimat, Wohnzimmer und Hobbykeller. Hier ist man zuhause."

Werdegang

  • Freier Fotograf

Auszeichnungen

  • 2019 Short Street Stories - Winners Shortlist, dotART - Trieste Italy
  • 2017 2. Preis, Muenzenbergforum “Foto als Waffe! – Preis”