Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger 2019
Dass sich der VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE nun bereits zum dritten Mal demselben Thema »ZUHAUSE« widmet, ist nur konsequent – schließlich hat nicht nur jeder eine eigene, ganz persönliche Interpretation des Begriffs, auch die Bedeutung verändert sich im Kontext politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen stetig. Und so vielfältig das Thema von jedem einzelnen verstanden und interpretiert werden kann, so unterschiedlich sind auch die nominierten Arbeiten der diesjährigen Shortlist-KandidatInnen: Das Thema ist auch in der dritten Auflage des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE noch lange nicht zu Ende erzählt und fördert höchst spannende und sensible, intelligente und neue Sichtweisen der FotografInnen zu Tage. Das gilt in ganz besonderem Maße für die vier diesjährigen GewinnerInnen.
Im Rahmen der Preisverleihung wurden die PreisträgerInnen von rund 150 Gästen im Hamburger Oberhafen gefeiert.
GewinnerInnen Kategorie "Beste Fotoserie"
Der 1. Preis (15.000 Euro) der Hauptkategorie »Beste Fotoserie« ging an Mona Schulzek (geb. 1992) für ihre Fotoserie »Ottomane« von 2016. In ihrer Serie zeigt die Fotografin Räume, die mit Orientteppichen so dicht verhüllt worden sind, dass aus der Flut der überbordenden Ornamentik erst nach und nach der zu einer bildhauerischen Plastik verwandelte Raum erfahrbar wird. Die antiken Teppiche, die über Generationen im Familienbesitz verbleiben, versteht die Künstlerin als eine Manifestation von Zeit »…- denn die Zeit geht nicht über die Teppiche hinweg, sondern durch sie hindurch. Als Spurenträger werden sie zu sprachlosen Zeugen.« (Schulzek)
Mit dem 2. Preis (12.000 Euro) in der Hauptkategorie »Beste Fotoserie« wurde Bastian Thiery (geb. 1990) ausgezeichnet, der als freischaffender Fotograf in Berlin lebt und arbeitet.
Bei seiner 2017/18 entstandenen Serie »Humpelfuchs«, war der Ausgangspunkt die Begegnung mit einem humpelnden Fuchs.
»Fortan bewegte ich mich zwischen seinem und meinem Zuhause, in einer fabelhaften Welt, auf der Suche nach einer Begegnung und dem Zufall.« (Thiery). Die 12-teillige Serie beleuchtet das nächtliche Leben des Berliner Stadtteils und nimmt gleichermaßen Menschen und ihre Behausungen in den Blick.
Der 3. Preis (10.000 Euro) in der Hauptkategorie »Beste Fotoserie« wurde an den niedersächsischen, freien Fotografen Theodor Barth (geb. 1964) verliehen, der für Magazine und überregionale Tageszeitungen arbeitet und zugleich mehrere fotografische Langzeitprojekte verfolgt. Vor zwei Jahren begann der Fotograf seine Dokumentation über die durch den Strukturwandel bedingte Räumung des nordrheinwestfälischen Dorfes Manheim im Braunkohlegebiet Garzweiler. Mit Hilfe einer Drohne eröffnet Barth dem Betrachter eine völlig neue Sicht auf das Dorf. Die Gewinnerserie »Auf der Kohle«, eine eindringliche, in Schwarzweiß gehaltene Bestandsaufnahme, gleicht einer archäologischen Erkundung und folgt der Logik von Planquadraten. »Die Kartographie eines Ortes im Verschwinden.« (Barth)
GewinnerIn Kategorie "Beste Nachwuchsarbeit"
In der Kategorie Beste Nachwuchsarbeit (5.000 Euro) setzte sich Marlene Hoberger (geb. 1992) mit ihrer Serie »Leere Tage«, 2018/19 gegen sieben weitere Finalisten durch. Die junge Wienerin lebt und arbeitet heute in Hamburg. Ihre Fotostrecke beschäftigt sich mit dem höchst aktuellen Thema des Alterns in unserer Gesellschaft. Sechs Monate lang hat Hoberger ein Altenpflegeheim besucht, um herauszufinden, was am Ende eines Lebens ein Zuhause ausmacht. Das Eintauchen in den Alltag der Bewohner und die dabei geführten Gespräche bestimmen die Intensität ihrer Bilder. »Die Leere, die dieser Alltag mit sich bringt, hat mich am meisten berührt« – sagt die Fotografin. Eine Welt ohne Taten, regungslos und von großer Stille.