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Niklas Grapatin

Konzept: Sternbrücke

Unter einer Eisenbahnbrücke in Hamburg zeigt sich das Großstadtleben von seiner intensivsten Seite. Zwei Hauptverkehrsstraßen treffen hier aufeinander, das Rattern der Züge vermischt sich mit dem Straßenverkehr und in der Nacht mit dem Bass, der aus den Techno-Clubs in den Katakomben dröhnt. Wie ein Relikt befindet sich dieser Mikrokosmos im Herzen der Stadt. Chaotisch, laut, bunt und voller unerwarteter Begegnungen. Die Kamera war ein Werkzeug, um mich nicht von diesen Reizen überfordern, sondern leiten zu lassen. Dabei bin ich in die Rolle eines Flaneurs geschlüpft und habe diesen altbekannten Ort erkundet.

In der Dunkelheit der Nacht fokussierte sich mein Blick und ich ließ mich von Licht, Farbe und Geräuschen leiten. Eindrücke, die mir vorher verborgen geblieben waren, gewannen an Bedeutung und es entstand eine neue visuelle Welt, die für mich den Charakter dieses Ortes festhielt. Und dann war es plötzlich still: Covid 19 führt zu einer Schließung der Clubs und einem Stillstand in dem urbanen Leben. Wo sich vorher Menschen in der Dunkelheit der Nacht begegnen und ausleben konnten, herrschte jetzt Distanz und Stille. 2023 soll zudem die denkmalgeschützte Sternbrücke abgerissen und durch eine neue ersetzt werden. Die Clubs in den Kasematten werden ausziehen müssen, ein Bauwagenplatz seine Fläche räumen und Bewohner ihren Wohnraum verlieren. Alles was die Identität dieses Ortes über Jahre geformt hat, wird auf einen Schlag verloren gehen. Vielleicht waren das die letzten verträumten Nächte, die ich unter der Sternbrücke erlebt habe.

Werdegang

  • Freier Fotojournalist
  • Mitglied bei laif

Auszeichnungen

  • 2020 für den Nannen-Preis in der Kategorie Reportage-Fotografie nominiert.
  • 2020 Projekt “Sternbrücke” für den Georg Koppmann Preis nominiert.