Ausstellung des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE im Kunstmuseum Bochum
Individuelle Weltsichten
Eine narrativ-experimentierfreudige Annäherung an das Thema ZUHAUSE
Der Fokus auf das Themenspektrum ZUHAUSE als Ausgangspunkt für den VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2019 bietet den nominierten FotografInnen sowohl im Bereich der etablierten als auch im Bereich der Nachwuchsfotografie eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Der Wettbewerb lieferte mehr als 4.000 spannende Ansätze, Vorschläge und Konzepte zum Thema ZUHAUSE, die von über 340 KandidatInnen in ihren Serien eingereicht wurden.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Bochum (9. Februar–5. März 2020) zeigt in einer von
Dr. Reinhard Spieler, Direktor des Sprengel Museums Hannover und Kurator der Ausstellungen des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE und Dr. Hans Günter Golinski, Direktor des Kunst-museums Bochum, kuratierten Ausstellung eine umfangreiche Auswahl aus der Shortlist des Wettbewerbs. Insgesamt wurden 33 Serien von der renommierten Fachjury für den VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2019 in den Kategorien »Beste Fotoserie« und »Beste Nachwuchsarbeit« nominiert. Die Arbeiten werden erstmals in einer so umfangreichen Ausstellung präsentiert.
Der Jury des Wettbewerbs gehören an: Peter Bialobrzeski, Professor für Fotografie an der Hochschule für Künste Bremen; Peter Bitzer, Geschäftsführer der Agentur laif; Martin Brockhoff, freier Fotograf und Juryvorsitzender; Anna Gripp, Chefredakteurin der Zeitschrift Photonews; Peter Piller, Professor für freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf; Daniel Riedl, Mitglied des Vorstands von Vonovia; Linn Schröder, Professorin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, und Ingo Taubhorn, Kurator im Haus der Pho-tographie in den Deichtorhallen Hamburg.
Die Ausstellungen zum VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE werden in diesem Jahr auch in Berlin (8.–30. April 2020) und erstmals in Wien (30. Juni–30. Oktober 2020) zu sehen sein.
Eines ist allen zum Wettbewerb eingereichten Fotoarbeiten gemein: Eine intensive inhaltliche, ästhetische und fotografische Auseinandersetzung mit dem Thema ZUHAUSE steht ganz klar im Vordergrund. Die künstlerische Beschäftigung mit dem Wettbewerbsthema wird zur vielschichtigen Sinnsuche in den Tiefen der eigenen Biografie ebenso wie im Leben von Individuen und Gemeinschaften in unserer unmittelbaren Nachbarschaft oder irgendwo draußen in den Weiten unseres Planeten. Ein Rundgang durch die Ausstellung gibt ausgewählte Einblicke in verschiedene Themen, die charakteristisch sind für den Preis:
AUTOBIOGRAFISCHE ERKUNDUNGEN
Eine Spurensuche mit der Kamera unternimmt z. B. die Nachwuchsfotografin Charlotte Spiegelfeld, die Menschen und Räume in ihrer Geburtsstadt im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet
einer facettenreichen fotografischen Revision unterzog.
In ihrer Serie »Hiding from Baba Yaga« stellt Nanna Heitmann uns ganz unterschiedliche Menschen an den Ufern des sibirischen Schicksalsstroms Jenissei vor. Heitmann geht mit ih-rer Arbeit zurück zu den Wurzeln ihrer eigenen Familie, die ursprünglich aus Russland kommt. Ins Zentrum ihrer fotografischen Recherche stellte sie die Frage: »Was sind es für Menschen, die trotz schwierigster Bedingungen im hohen Norden geblieben sind und nicht wie Teile ihrer Angehörigen den unwirtlichen Ort verlassen haben?« Nanna Heitmann, Short-listkandidatin 2019 und selbst Preisträgerin des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2018 in der Kategorie »Beste Nachwuchsarbeit« und des Leica Oskar Barnack Awards 2019 gehört seit vergangenem Jahr zur renommierten Fotoagentur Magnum.
ORTE IM VERSCHWINDEN
Etliche der Nominierten thematisieren auch die Überformung von Natur oder die Transforma-tion städtischer Brachen durch einschneidende Baumaßnahmen. So etwa Matthias Schneege, der die Umwidmung des ehemaligen Bremer Seehafens in den neuen Stadtteil »Überseestadt« in seinen Schwarz-Weiß-Aufnahmen mit unterkühlter Distanz dokumentiert. Mit einer ähnli-chen Strategie nähert sich auch Theodor Barth, 3. Preisträger in der Kategorie »Beste Fotose-rie« einem dem Untergang geweihten Dorf im Braunkohlegebiet Garzweiler. Seine mit einer Drohne entstandenen Aufnahmen zeigen die bereits weitgehend zerstörten Überbleibsel von aufgegebenen Häusern, Gärten oder Spielplätzen. Das einstige ZUHAUSE der früheren Be-wohner ist hier unwiederbringlich verloren gegangen.
SOZIALE MILIEUS
Der VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE zeigt, so Kurator Dr. Reinhard Spieler, »[...] dass man ZUHAUSE in einem etwas weiter gefassten Sinne auch als ‚Heimat’ verstehen kann. Fotografische Erkundungen der eigenen oder fremden Heimat, der unmittelbaren Um-gebung, in der man lebt, oder auch eine Reise mit der Kamera an die längst verlassenen Orte der Kindheit oder Jugend, lassen das ZUHAUSE bei etlichen der FotografInnen und Künstle-rInnen als einen Ort der Sehnsucht erscheinen, der mitunter bereits verloren gegangen ist.«
Eine weitere fotografische Strategie, sich dem Thema ZUHAUSE zu nähern, ist das beobach-tende Eintauchen in abgeschlossene soziale Milieus. Hier steht weniger das eigene ZUHAUSE im Zentrum als vielmehr der dokumentarisch-analytische Blick auf ein identitätsstiftendes Soziotop spezifischer Personengruppen. Maria Feck beispielsweise untersucht, wie sich ame-rikanische Ureinwohner in einem erst 2010 neu geschaffenen Reservat auf Long Island mü-hevoll ihre alten Traditionen zurückerobern. Uli Kaufmann zeigt in seiner Serie »Mariannen-eck«, wie das wohnzimmerartige Ambiente einer Berliner Eckkneipe die gestrauchelten Stammgäste zu einer fürsorglichen Notgemeinschaft zusammenschweißt. Jenseits von ZUHAUSE ist die Serie »The Boarders« der Nachwuchsfotografin Lara Ohl angesiedelt. Ohl begab sich in die geschlossene Welt eines englischen Internats und porträtierte die von den Elternhäusern ‚ausquartierte’ zukünftige Elite des Landes zwischen Standesdünkel und Ver-letzlichkeit.
PreisträgerInnen des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2019:
1. Preis in der Kategorie »Beste Fotoserie« (15.000 Euro):
Mona Schulzek für die Serie Ottomane
2. Preis in der Kategorie »Beste Fotoserie« (12.000 Euro):
Bastian Thiery für die Serie Humpelfuchs
3. Preis in der Kategorie »Beste Fotoserie« (10.000 Euro):
Theodor Barth für die Fotoserie Auf der Kohle
Preis für die »Beste Nachwuchsarbeit« (5.000 Euro):
Marlene Hoberger für die Serie Leere Tage
Der VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE wurde 2017 ins Leben gerufen. Mit dem A-ward werden formal und inhaltlich herausragende Bildserien von jeweils sechs bis zwölf Fo-toarbeiten ausgezeichnet, die das Thema ZUHAUSE interpretieren, darstellen und persönlich erfahrbar machen. Die Auswahl der PreisträgerInnen erfolgt über eine hochkarätige Fachjury, die zunächst aus den Einreichungen eine Shortlist mit 25 Arbeiten der Hauptkategorie und acht Arbeiten der Nachwuchskategorie auswählt. Aus den Shortlists werden drei Hauptpreise und ein Nachwuchspreis ausgezeichnet.
award.vonovia.de
Vorankündigung:
VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2020
Call for Entries: 1. April–30. Juni 2020