Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2019 in Hamburg
Der VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE spricht professionelle Fotografen an, die sich mit den Genres Dokumentarfotografie, Street Photography, Fotojournalismus sowie künstlerisch oder konzeptuell mit den Möglichkeiten der Fotografie heute auseinandersetzen. Das Wettbewerbsthema lautet wie auch in den vorangegangenen beiden Jahren »ZUHAUSE«. In diesem Jahr verzeichnete der Wettbewerb über 340 Einreichungen. Die Fachjury sichtete über 4.000 Fotografien. Für die Shortlist nominierte die Jury 33 KandidatInnen, aus der die GewinnerInnen der drei Hauptpreise und ein/e Nachwuchs-PreisträgerIn gekürt wurden. Der mit einem Preisgeld von insgesamt 42.000 Euro versehene Award zählt zu den höchstdotierten Fotopreisen in Deutschland. Am 10. Oktober 2019 wurde er in Hamburg zum dritten Mal verliehen.
Dass sich der VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE nun bereits zum dritten Mal demselben Thema »ZUHAUSE« widmet, ist nur konsequent – schließlich hat nicht nur jeder eine eigene, ganz persönliche Interpretation des Begriffs, auch die Bedeutung verändert sich im Kontext politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen stetig. Und so vielfältig das Thema von jedem einzelnen verstanden und interpretiert werden kann, so unterschiedlich sind auch die nominierten Arbeiten der diesjährigen Shortlist-KandidatInnen: Das Thema ist auch in der dritten Auflage des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE noch lange nicht zu Ende erzählt und fördert höchst spannende und sensible, intelligente und neue Sichtweisen der FotografInnen zu Tage. Das gilt in ganz besonderem Maße für die vier diesjährigen GewinnerInnen.
»Zuhause ist ein Thema, das uns alle beschäftigt. Es hat mit Herkunft, Wohlfühlen, nach Hause kommen und Geborgenheit zu tun. Viele Fotoserien greifen genau diese Themen auf. Das sind dann auch die Arbeiten, die emotional besonders anregen und in der Jury am intensivsten diskutiert wurden.«
Daniel Riedl, Jurymitglied des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE und
Mitglied des Vorstands von Vonovia
Die drei Hauptpreise »Beste Fotoserie« 2019
Der 1. Preis (15.000 Euro) der Hauptkategorie »Beste Fotoserie« ging an Mona Schulzek (geb. 1992) für ihre Fotoserie »Ottomane« von 2016. In ihrer Serie zeigt die Fotografin Räume, die mit Orientteppichen so dicht verhüllt worden sind, dass aus der Flut der überbordenden Ornamentik erst nach und nach der zu einer bildhauerischen Plastik verwandelte Raum erfahrbar wird. Die antiken Teppiche, die über Generationen im Familienbesitz verbleiben, versteht die Künstlerin als eine Manifestation von Zeit »…- denn die Zeit geht nicht über die Teppiche hinweg, sondern durch sie hindurch. Als Spurenträger werden sie zu sprachlosen Zeugen.« (Schulzek)
Mit dem 2. Preis (12.000 Euro) in der Hauptkategorie »Beste Fotoserie« wurde Bastian Thiery (geb. 1990) ausgezeichnet, der als freischaffender Fotograf in Berlin lebt und arbeitet.
Bei seiner 2017/18 entstandenen Serie »Humpelfuchs«, war der Ausgangspunkt die Begegnung mit einem humpelnden Fuchs.
»Fortan bewegte ich mich zwischen seinem und meinem Zuhause, in einer fabelhaften Welt, auf der Suche nach einer Begegnung und dem Zufall.« (Thiery). Die 12-teillige Serie beleuchtet das nächtliche Leben des Berliner Stadtteils und nimmt gleichermaßen Menschen und ihre Behausungen in den Blick.
Der 3. Preis (10.000 Euro) in der Hauptkategorie »Beste Fotoserie« wurde an den niedersächsischen, freien Fotografen Theodor Barth (geb. 1964) verliehen, der für Magazine und überregionale Tageszeitungen arbeitet und zugleich mehrere fotografische Langzeitprojekte verfolgt. Vor zwei Jahren begann der Fotograf seine Dokumentation über die durch den Strukturwandel bedingte Räumung des nordrheinwestfälischen Dorfes Manheim im Braunkohlegebiet Garzweiler. Mit Hilfe einer Drohne eröffnet Barth dem Betrachter eine völlig neue Sicht auf das Dorf. Die Gewinnerserie »Auf der Kohle«, eine eindringliche, in Schwarzweiß gehaltene Bestandsaufnahme, gleicht einer archäologischen Erkundung und folgt der Logik von Planquadraten. »Die Kartographie eines Ortes im Verschwinden.« (Barth)
Beste Nachwuchsarbeit 2019
In der Kategorie Beste Nachwuchsarbeit (5.000 Euro) setzte sich Marlene Hoberger (geb. 1992) mit ihrer Serie »Leere Tage«, 2018/19 gegen sieben weitere Finalisten durch. Die junge Wienerin lebt und arbeitet heute in Hamburg. Ihre Fotostrecke beschäftigt sich mit dem höchst aktuellen Thema des Alterns in unserer Gesellschaft. Sechs Monate lang hat Hoberger ein Altenpflegeheim besucht, um herauszufinden, was am Ende eines Lebens ein Zuhause ausmacht. Das Eintauchen in den Alltag der Bewohner und die dabei geführten Gespräche bestimmen die Intensität ihrer Bilder. »Die Leere, die dieser Alltag mit sich bringt, hat mich am meisten berührt« – sagt die Fotografin. Eine Welt ohne Taten, regungslos und von großer Stille.
Der Abend der Preisverleihung im Hamburger Oberhafen widmete sich den aktuellen Tendenzen der Fotografie und beleuchtete das facettenreiche Wettbewerbsthema »ZUHAUSE« im gesellschaftlich-politischen, sozialen und künstlerischen Kontext. Die Moderation hatte die bekannte Journalistin und Schriftstellerin Hatice Akyün übernommen. Neben der Preisverleihung standen im Zentrum ein Talk zum Thema: »Was Fotografie heute noch taugt« mit der Kunstwissenschaftlerin und Kunstkolumnistin Anika Meier (Monopol Magazin), den Fotografen, Kuratoren und Jurymitgliedern Peter Bialobrzeski, Linn Schröder und Ingo Taubhorn. Entwerten unser alltäglicher Bilderkonsum und die sozialen Medien mit ihrer maßlosen Bilderflut die Fotografie tatsächlich, wie oft behauptet wird? "Man nehme ein bisschen Klischee, ein bisschen Narration und ein bisschen Konzept, fertig ist das Erfolgsrezept" – ist die provokante These von Anika Meier. Wo stehen die WettbewerbsteilnehmerInnen mit ihren Bildserien in diesem Diskurs? Eine Präsentation der Gewinnerserien und eine Digital-Slide-Show aller Serien der 33 Shortlistkandidaten lud dazu ein, sich am Abend selbst eine Meinung zu bilden.
Weitere Presseinformationen und Bildmaterial zum VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2019 finden Sie unter folgendem Link: https://bit.ly/2m3EXRM