Herr Brockhoff, Sie sind Vorsitzender der Jury, aber auch Ideengeber des Vonovia Awards für Fotografie. Wie ist die Idee entstanden?
Die Idee zu einem Fotopreis drängte sich einfach auf, da ich glaube, dass die Fotografie sehr gut in der Lage ist, eine vielschichtige Auseinandersetzung zu ermöglichen. Darüber hinaus gibt es eine große Schnittmenge zwischen dem Kerngeschäft von Vonovia, lebenswerten Wohnraum zur Verfügung zu stellen und den Zielen jedes Einzelnen, das Wohnen in diesen Räumen zu gestalten. Zuhause ist der Ort, an dem man Menschen in allen ihren Umständen, Sehnsüchten, Problemen, Hoffnungen und Träumen erlebt.
Gibt es Erwartungen, die Sie mit dem Award verbinden?
Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut. Das würde ich mir auch bei unserem Wettbewerb wünschen. Man sollte die Kopfgeburten draußen lassen. Ich hoffe auf viele authentische Bilder, die aus eigener Motivation entstehen. Wenn der Betrachter das Bild sieht, soll er die Intention des Fotografen verstehen und ein Thema im neuen Blickwinkel wahrnehmen. Im Idealfall kommt es zu einem Erkenntnisgewinn.
Ein hoher Anspruch in kurz- und schnelllebigen Zeiten und in denen nichts ohne Bild mehr geht.
Heute kann jeder mit seinem Handy fotografieren. Die Bilder haben dabei oft eine persönliche Bedeutung. Fotografie hat aber auch einen weiteren Stellenwert in der Kommunikation. Ein Bild kann Dinge deutlich machen, aufklären und inhaltlicher Anstoß sein zur Auseinandersetzung. Die Frage ist, mit welcher Codierung und Zielsetzung das Bild entsteht. Welche Motivation löst das Bild aus und mit welcher Kompetenz entsteht es.
Ist Fotografie heute mehr Massenware als früher, kommerzieller?
Fotografie war immer kommerziell. Weniger die Fotografie hat sich verändert als die Welt und die Kommunikationskanäle. Fotografen sind heute in Zusammenhängen unterwegs, die sie nicht automatisch begreifen und in denen sie nicht naturgemäß kompetent sind. Dieses Wissen muss man sich erarbeiten. Die Fotografie ist dabei eine Art Suche nach Erkenntnisgewinn. Fotografie ist meistens dann gut, wenn sie kompetent ist.
Gibt es einen Unterschied zwischen Kunstfotos und journalistischen Bildern?
Der Übergang ist fließend. Sie unterscheiden sich nur in der Nutzung. Das eine Bild hängt im Idealfall an der Wand, das andere wird in den Kommunikationsmedien veröffentlicht. Ein journalistisches Bild entsteht aus einer anderen Motivation. Es ist eher kurzlebig. Es gibt aber auch viele journalistische Bilder, die an Wänden im künstlerischen Kontext in großen Ausstellungen hängen. Grenzziehungen sind hier nicht mehr möglich.
Wer spricht auf einem Bild?
Ein wirklich gutes Bild zeigt deutlich den Fotografen und den Inhalt. Das Motiv läuft dabei durch sein eigenes Raster. Was er dabei zeigt, ist seine Sicht auf das Objekt. Das Bild erscheint manchmal wie eine Bühne und der Fotograf legt fest, wie er das Theater fotografiert.